Heilendes Moor – von Moorleerpfad bis Moorbad

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Um mehr über die Heilkraft des Moores zu erfahren, hat es mich an den Soier See nach Bad Bayersoier ins Parkhotel geführt. Diese Region hat mit dem 10.000 Jahre alten Bergkiefern-Hochmoor einen regionalen Trumpf und das Hotel nutz es für sein Angebot an Medical Wellness.

Familie Fehle-Friedel eröffnete im Mai 1990 das Vier-Sterne-Superior-Haus, das Parkhotel am Soier See mit 66 Zimmern, einem exklusiven Restaurant, Bar und einer medizinischen Badeabteilung mit Schwimmbad, Arztpraxis und Saunalandschaft.

Spaziergang auf dem Moorlehrpfad mit Biologe Dr. Helmut Hermann

Wir starten mit unserem Spaziergang am Parkhotel, das mit freiem Blick auf den Soier See direkt am Moor liegt. Es ist einigermaßen trocken und so gehen wir direkt auf die Streuwiese, die aber eigentlich das kultivierte Moor ist. Normalerweise geht man auf den gut befestigten Wegen. Die Pflanzen bilden eine Art Teppich und wenn dieser verletzt wird, sinkt man ein, es ist kein normales Gras, sondern sogenanntes Pfeifengras, welches zum Pfeifen reinigen benutz wurde. Wenn alle zusammen springen, merkt man wie der Boden sich bewegt, denn es ist das Moor darunter.

Die Wiesen werden einmal im Jahr gemäht, um sie zu kultivieren. Im Sommer darf man diese Moorwiesen nicht betreten, sonst würde man die ganzen natürlich gewachsenen Pflanzen zertreten. Auf diesen Streuwiesen wachsen etwa 230 verschiedene Pflanzenarten, das ist ein Zehntel des bayrischen Artenbestandes. Dort wachsen zum Beispiel 10 – 15 verschiedene Orchideenarten. Steuwiese ist das Material als Strohersatz und wird als Einstreu für die Kühe im Stall verwendet, daher kommt auch der Name. Der Landkreis Garmisch-Patenkirchen und dazu gehört auch diese Region, ist der Landkreis mit den meisten Blumenwiesen in Bayern.

Was ist Moor?

Es hat mehrere 1.000 Jahre gedauert bis sich aus verrotteten Gräsern, Büschen und Bäumen im Hochmoor eine Moorschicht entwickelt hat. In Hoch- und Tiefebenen, in denen das Regenwasser nicht so schnell abfließen kann, lagern sich die mit vielen wirksamen Substanzen und Mineralien angereicherten Teilchen ab. Aus unberührten Moorteichen wird die wertvolle Substanz – Moor – gewonnen.

An einer Station des Moorlehrpfades kann man das Moor dann auch einmal anfassen, sich die Struktur anschauen und sich an Hand von Tafeln informieren. An anderer Stelle sieht man die Schichten des Moores und so kann man errechnen wie alt das Moor ist. Das Moor wächst einen Milimeter pro Jahr. Wenn das Moor austrocknet, wird es bewaldet und so zerstört es sich selbst. Torf besteht aus abgestorbenen Pflanzen, die nasse Böden besiedeln. Sauerstoffmangel verhindern einen vollständigen Abbau zu Humus. Bei genauen Hinsehen und Fühlen kann man Pflanzenreste erkennen.

Am Soier See finden Sie auch ein Moortretbecken. Dabei wird der Rückstrom des Blutes aus den Beinvenen durch mechanische Kompression und durch Kältereize gefördert, welche die Gefäßkonstriktion erhöhen. Deutlich höher als bei Kneippschen Tretbecken unterstützt das zähflüssige kalte Moor eine Art Massageeffekt. Außerdem wird die sogenannte Muskelpumpe aktiviert.

Das Hochmoor ist gewölbt, kleine Sträucher und Bergkiefern wachsen darauf unendlich langsam. Das kommt daher, dass die Hart-Moose am Boden richtig gemein sind, sie saugen alle Mineralsalze, wie Magnesium, Calium weg, binden die an sich und sind Wahnsinns Wasserspeicher. Das Hochmoor hat absolut saure Verhältnisse mit einem PH-Wert von 3-4, es hat so gut wie keine Nährstoffe mehr. Die Ernährung erfolgt rein über Regenwasser, kein Grundwasser. Bei Wasserkatastrophen lachen die Moose nur, sie kommen nicht mal an ihre Grenzen. Wenn die ganzen Hochmoore und Niedermoore noch in Ordnung wären, gäbe es zum Beispiel keine Hochwasserkatastrophen in Passau.

Das Hochmoor hat sich seit Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren entwickelt. Nur mit mehr als 1.000 Millimeter Niederschlag pro Jahr, ist genügend Feuchtigkeit vorhanden, damit das Hochmoor 1 mm pro Jahr in die Höhe wachsen kann. Dabei verlieren die Pflanzenwurzeln den Anschluss an das kalkhaltige Grundwasser, weshalb es auch der Begriff „Regenmoor“ gebräuchlich ist. Chemisch-physikalische Prozesse im Moorkörper führen zu einem sauren und extrem nährstoffarmen Bodensubstrat, auch Torf genannt.

Unser Spaziergang führte uns weiter durch das mystische Moor und im Halbdunkel stiegen Nebelschwaden über dem Moor auf, wenn man ängstlich ist, sollte man lieber nur am Tag im Moor wandern und am Abend nur auf den Wegen bleiben. Wer in Begleitung des Biologen Dr. Helmut Hermann auf Moor-Streifzug von Bad Bayersoien nach Bad Kohlgrub gehen möchte, meldet sich bei der Tourist-Info Bad Kohlgrub an. Die Touren beginnen ab 18. Mai, finden bis Ende Juli zu regelmäßigen Terminen statt und kosten sechs Euro pro Person zuzüglich Busfahrt.

Abendessen im Bio Kurhotel, Bad Kohlgrub

So geht es weiter ins Bio Kurhotel nach Bad Kohlgrub, hier genießen wir ein leckeres Abendessen aus der genussvollen Bio-Vitalküche, die sich an der Hildegard-Heilkräuterlehre orientiert, ein wahrer Genuss. Auch im ersten zertifizierten Bio-Kurhotel mit “Hildegard-Philosophie” in der Zugspitzregion wird das Thema Moor großgeschrieben. Medizinische Kompetenz mit dem Erfahrungsschatz um die Heilwirkung des dickbreiigen Alpin-Hochmoores wirkungsvoll kombiniert mit ganzheitlichen, alternativen Heilmethoden, der Hildegard-Medizin und einer genussvollen Bio-Vitalküche orientiert an der Hildegard-Heilkräuterlehre.

Naturmoorvollbad im Holzzuber im Parkhotel

Im Badebereich des Hotels sind schöne Badekabinen, die von außen wir Hütten aussehen, für die Moorbäder geschaffen wurden. In den Kabinen befinden sich eine Dusche und eine Badewanne und ein kleines geheimnisvolles Holztürchen. Beim hinein schauen hatte ich mich schon gewundert, wo das Moorbad ist, denn die Badewanne war mit klaren Wasser gefüllt. Ja was versteckt sich hinter dem Türchen?

Hinter dem Türchen ist die Moorküche. Der Torf wird im einheimischen Moor gestochen und trocken angeliefert. Diesen füllt ein Mitarbeiter in einen riesen großen Kessel, wird bewässert und auf eine angenehme Badetemeratur bis auf 43 Grad erhitzt. Dann kommt das warme Moor in einen fahrbaren Holzzuber und diese werden durch dieses Holztürchen in die Anwendungsräume geschoben.

Die nette Mitarbeiterin führt mich in meine „Hütte“, hier wartet schon mein Moorbad auf mich. Ich steige hinein in den schwarzen Schlamm und es kommt noch eine Kühlschlange auf die Herzgegend, damit es nicht zu Kreislaufproblemen kommt. Ich wähle mir mein Moorritual „Linderung und Heilung“ aus. Dann lass ich einfach meinen Gadanken freien Lauf. Die entspannende, akustische Begleitung soll den Heilerfolg über die Einbeziehung der Psyche verstärken.

Ich habe das Gefühl im Moor zu schweben. Es ist unheimlich warm, aber auch sehr entspannend. Die wohltuende Wärme wirkt heilsam auf die Gelenke, Organe und trägt zu einem positiven Lebensgefühl bei. Ich ruhe ca. 15 Minuten in dem dicken schwarzen Brei. Eigentlich sind es 20 Minuten, da ich mich aber nicht der sonst üblichen und notwendigen ärztlichen Untersuchung unterzogen hatte, nur 15. Immer wieder kommt die nette Mitarbeiterin und schaut nach dem Rechten, ob es mir gut geht. Sehr angenehm ist es, als sie mir meine Stirn mit einem kalten Lappen abwischt und dann den kalten Lappen darauf liegen läßt.

Ich steige aus dem Zuber und werde ich grob abgespritzt, dann wasche mich gründlich in der Wanne. In einem Raum, als Mumie verpackt, heißt es nun 30 Minuten nachruhen. Durch das Einpacken wird ein künstliches Fieber erzeugt und man schwitzt gut nach. Leider hat mich dabei der Umgebungslärm sehr gestört, da der Raum nicht wirklich abgeschlossen war und gerade zu dieser Zeit Babyschwimmen stattfand.

Im Parkhotel werden drei Moorrituale angeboten. Das Moorritual „Linderung und Heilung“ verspricht Linderung bei Erkrankung des Bewegungsapparates, dann „Balance und Stärkung“ bei Erschöpfungs- und Stresszuständen. Zu guter Letzt gilt die Wirksamkeit bei Hormonmangelzuständen und bei unerfülltem Kinderwunsch als wissenschaftlich belegt und dafür gibt es das Moorritual „Unser Baby-Wunsch“.

Wirkung des Moores

Die Wirkung von Moorbädern basiert auf der speziellen Zusammensetzung aus organischen Substanzen sowie auf der konduktiven Wärmeübertragung, im Gegensatz zur konvektiven Wärmeübertragung im Wasser. Im Falle des Bad Bayersoier Moors wird dem Körper die siebenfache Wärme eines Wasserbades der gleichen Temperatur zugeführt. Neben der dadurch erzeugten Überwärmung entlastet das dickbreiige Moor den Körper durch seine hohe Dichte um bis zu 90 Prozent, was ein beinahe schwereloses Gefühl erzeugt. Genau das kann ich nur bestätigen. Hier auf den Spuren des Moores finden Sie noch mehr Infos zum Moor.

Moorbad in Bad Wurzach im Allgäu

Es war bereits mein zweites Moorbad, das Erste habe ich in Bad Wurzach im Allgäu getestet. Dieses war nicht ganz so dick und ich habe nicht so sehr darin geschwebt. Tat aber genau so gut. Wichtig ist es nach einem Moorbad keine größeren Anstrengungen, wie wandern, Laufen oder Ähnlichen zu machen, das könnte den Körper überanstregen, denn ein Moorbad belastet den Kreislauf enorm.

Familie Fehle-Friedel

Ich danke Bayern Tourismus – gesundes Bayern und der Familie Fehle-Friedel für die Unterstützung bei meiner Recherche.

Fotos Gabriele Wilms

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Gabriele Wilms
Über Gabriele Wilms 778 Artikel
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Tätigkeit als Reisejournalistin und Bloggerin. Ich bin Inhaberin des Reisemagazin Toureal und betreue es als verantwortliche Chefredakteurin. Gut ein Drittel des Jahres bin ich daher in den schönsten Hotels, Regionen Europas und weltweit für unser Reisemagazin unterwegs .

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