Glücklich am Millstätter See – Zeit zu zweit

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Vom „Weg der Liebe / Sentiero dell’Amore“ und besonderen See- und Bergberührungen, eine Content-Managerin startet als Hüttenwirtin durch.

Edith Widmann brauchte ganz einfach eine Auszeit. Vom stressigen Leben in der Großstadt, vom fordernden Job als Content-Managerin in einem Frankfurter Medienhaus. Als sie im Internet ein Stellenangebot als Küchenhilfe fand, zögerte sie keine Sekunde. Zog auf die Alexanderhütte, die in 1786 Metern hoch über dem Millstätter See steht und verbrachte vor elf Jahren ihren ersten Sommer in Kärnten. Längst hat Edith Widmann ihre große Liebe gefunden und auch wieder verloren. Ist ein Haus weitergezogen und Wirtin der Millstätter Hütte.

Brotzeit, Buttermilch, Birnensaft? Den ganzen Sommer über hat Edith Widmann alle Hände voll zu tun. Denn die Millstätter Hütte liegt am Alpe-Adria-Trail, der in 41 Etappen vom Großglockner nach Friaul-Julisch Venetien führt – und am „Weg der Liebe. / Sentiero dell’Amore.“, auf dem die (innere) Einkehr eine noch größere Rolle spielt.

Sieben Stationen laden Paare ein, auf bequemen Ruhebänken in Büchern zu blättern und sich anhand von Fragen wie „Was gibt eurer Liebe Kraft“ oder „Was schätzt ihr besonders aneinander“ zu besinnen. Wer mag, lässt sich von Antworten vorhergehender Wanderer inspirieren, bevor er sich schließlich selbst verewigt.

Als Edith Widmann 2007 auf der Millstätter Alpe ankam, gab es den Weg der Liebe noch nicht. Sie war gewissermaßen der Zeit voraus, als sie ihre Zimmerstunde am Nachmittag nutzte, um von der Alexanderhütte hinauf zur Millstätter Hütte zu wandern. „Einfach abschalten“, war das Ziel. Sie kam mit Hüttenwirt Fredi Faschauner ins Gespräch, besuchte ihn bald regelmäßig. Im nächsten Sommer zog sie ein und fällte die Entscheidung, für immer zu bleiben.

Die Wanderer ziehen weiter hinauf zum Granattor (2066 m), dem Höhepunkt auf dem Weg der Liebe, der an der Alexanderhütte beginnt und nach etwa drei Stunden inklusive der Besinnungspausen erreicht ist. Am besten händchenhaltend durchschreiten und die Magie gemeinsam spüren, so die Empfehlung. Denn die Pfeiler des Tores sind mit Tonnen der rubinroten Halbedelsteine gefüllt, die Reisende schützen und die Bande der Liebe stärken sollen. Wer die Augen offen hält, entdeckt die Karfunkel auch am Boden. Die Millstätter Alpe weist das größte Granatvorkommen Europas auf.

So wird verständlich, dass man den Millstätter See als „das Juwel in Kärnten“ bezeichnet. Maria Theresia Wilhelm ist Geschäftsführerin der Millstätter See Tourismus GmbH und setzt auf eine klare Markenstrategie, die auf den vorhandenen Ressourcen basiert. Ausgehend von der einzigartigen Landschaft hat sie „See- und Bergberührungen “ als Trademark schützen lassen und zugespitzt auf „Zeit zu zweit“. Denn „es gibt nichts Wertvolleres“, erklärt Maria Theresia Wilhelm. Auf Logenplätzen mit Aussicht und Geschichte bekommen Gäste Impulse und können besondere Momente erleben. Der Weg der Liebe ist nur einer davon.

Wer für sich sein möchte, verbringt eine Nacht im „Biwak unter den Sternen. / Rifugio sotto le stelle.“. Sieben aus Lärchen- und Zirbenholz erbaute Biwaks mit großen Dachfenstern für den freien Blick ins Firmament bieten exklusive Rückzugsorte für die „Zeit zu zweit“. Ob „Lichtung“, „Schilf“ oder „Quelle“ – alle Biwaks bestechen durch intensives Natur-Erlebnis und liebevollen Service. Beim Check In steht der Picknickkorb schon bereit, am nächsten Morgen wird das Frühstück geliefert. Das ist auch schon die einzige Unterbrechung der „Zeit zu zweit“. Empfehlung: Das Handy in der eigens dafür vorgesehenen Schublade verstauen und bis zum Check Out vergessen.

Auch beim „Dinner for 2“ reichen Handsignale. Auf einer schwimmenden Insel im Millstätter See können Urlauber ein exklusives Abendessen erleben – weg vom Ufer, aber dennoch in Sichtweite des Kellners, der zuerst die Gäste, dann die Gänge hinüber rudert. Romantik pur.

Am nächsten Morgen vielleicht auf zum Buchtenwandern? Gottlieb Strobl steht dienstags und donnerstags um 8 Uhr bereit. Zusammen mit Elfi, Gretel, Sepp und Spatz – hölzernen Zweispitz-Booten, von denen keins jünger ist als 50 Jahre. „Sie bekommen viel Zuwendung“, erklärt der 75-Jährige ehemalige Bootsbauer den guten Zustand, bevor er ins kleine ABC des Ruderns einführt. Auf dem Weg hinüber zum menschenleeren Südufer erzählt er, dass der See 148 Meter tief ist und Trinkwasserqualität hat. Dass früher die kaiserlichen und königlichen Hoffischer den Adel und die Geistlichkeit mit Barschen, Seeforellen und Reinanken belieferten und dass heute ein paar Familien die Fischgründe besitzen. Dann führt er zu den schönsten Buchten und lädt ein, den Moment zu genießen. Er tut es auch – und verschwendet keinen Gedanken ans Aufhören. „Die nächsten zehn Jahre mache ich auf jeden Fall noch weiter“, so Gottlieb Strobl.

Edith Widmann verabschiedet derweil ihre Übernachtungsgäste, bereitet Frühstück, füttert die Schweine und melkt ihre Kühe, bevor die ersten Wanderer des Tages kommen. „Wenn ich abends ins Bett falle, bin ich körperlich müde – und nicht einfach ausgelaugt vom anstrengenden Großstadtalltag“, sagt sie. „Ein wunderbares Gefühl. Das kommt meiner Natur einfach näher.“ Sie ist glücklich und oft in Gedanken bei Fredi Faschauner, der 2015 seinem Krebsleiden erlag. „In gewisser Weise führe ich sein Lebenswerk hier weiter“, so Edith Widmann. Frankfurt ist längst in die Ferne gerückt, sie selbst ist sich nähergekommen. Eine ganz eigene Geschichte, die der Weg der Liebe geschrieben hat, bevor es ihn überhaupt gab.

Weitere Infos: Millstätter See Tourismus GmbH, Kaiser-Franz-Josef-Straße 49, A-9872 Millstatt am See,
Tel. +43 (0)4766 37 00-0, info@millstaettersee.at, www.millstaettersee.com

Quelle und Fotos: Millstätter See Tourismus GmbH

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Gabriele Wilms
Über Gabriele Wilms 778 Artikel
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Tätigkeit als Reisejournalistin und Bloggerin. Ich bin Inhaberin des Reisemagazin Toureal und betreue es als verantwortliche Chefredakteurin. Gut ein Drittel des Jahres bin ich daher in den schönsten Hotels, Regionen Europas und weltweit für unser Reisemagazin unterwegs .

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