Kiel – dem „Tatort“ auf der Spur

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Bei meinem Besuch in Kiel hatten wir mal eine ganz andere Stadtführung, nämlich auf den Spuren der Fernsehreihe „Kieler Tatort“. Das Maritim Hotel Bellevue Kiel hatte uns nach Kiel eingeladen und uns dabei nicht nur das Hotel vorzustellen, sondern auch Wissenswertes über Kiel vermittelt. Die Verbindung vom Hotel zum „Tatort“ ist nicht zufällig, eine Suite, nämlich genau unsere war in einer Serie das “Tatort”-Zimmer.

Maritim Hotel “Tatort”

Bei der Einladung nach Kiel hatte ich gleich zu hören bekommen: „wie kann man im Winter nach Kiel fahren, an der Küste ist es kalt, windig und Schmuddelwetter“. Ich muss sagen ein bisschen Wahres war dran, das Wetter in Kiel wechselte fast im Minutentakt, von Regen, über tollen Sonnenschein, bis zum Schnee hatten wir alles erlebt.

Das Maritim Hotel Bellevue Kiel ist von außen einfach nur ein hässlicher 70-ger Jahre-Bau. Dafür aber versprüht es im Innern einen besonderen Charme und Eleganz. Ganz hervorragend ist natürlich die traumhafte Lage, direkt an der Kieler Förde, da vergisst man schnell den äußeren Eindruck.

Wir hatten das Glück die Suite 505, ein fantastisches Panorama-Eckzimmer mit kompletter bodentiefer Fensterfront und Eckbalkon, daher das beste Zimmer von der Sicht her. Es bot sich uns ein traumhafter Blick auf die Kieler Förde. Einfach wunderschön ist es, am Morgen aufzuwachen und einen fast Rundumblick auf die Kieler Förde und die Schiffe zu haben und dabei spielte das Wetter morgens auch mit.

Noch dazu war unsere Suite das Tatort-Zimmer im „Kieler Tatort“, wie man an Hand des Bildes sehen kann und somit fängt die Stadtführung „Tatort Kiel: Eine Stadtführung auf den Spuren von Kommissar Borowski“ eigentlich in unserem Zimmer an.

Zur Geschichte des „Tatorts“

„Tatort“ ist das erfolgreichste Kriminalformat im deutschen Fernsehen und wird seit Oktober 1970 im Fernsehen gesendet, wobei sich in den 47 Jahren das Sendungsformat erheblich verändert hat, sonst würde ihn wohl niemand anschauen.

1958 -1968 wurde die Vorgänger-Serie „Stahlnetz“ ausgestrahlt, 22 Folgen, vieles ähnlich wie beim Tatort heute, manches grundverschieden. Ähnlich war 90 Minuten Sendedauer und die Fälle spielten in der gesamten, damals noch alten, Bundesrepublik, beim „Tatort“ genauso, man will damit aufzeigen, das Kriminalität im ganzen Land vorkommt. Zum Unterschied, alle 22 Drehbücher wurden von einem Mann, Wolfgang Menge, geschrieben. Bei den bis heute 1036 ausgestrahlten Folgen des Tatorts“, haben 360 Autoren und Autorinnen mitgearbeitet. Die 22 Stahlnetzfolgen basierten alle auf wahren Begebenheiten, auf realen Fällen. Dafür besuchte Wolfgang Menge echte Polizeidienststellen, er las sich Fälle durch, wählte einen aus, bekam die Unterlagen mit nach Hause und schrieb daraus sein Drehbuch. Beim „Tatort“ gibt es immer mal wieder Sendungen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, aber das ist die absolute Ausnahme. Beim „Stahlnetz“ wollte man die Kriminalität und deren Bekämpfung so realistisch wie möglich darstellen. 1968 wurde das Projekt „Stahlnetz“ ersatzlos eingestellt.

1969 begann das ZDF mit der Sendung „Der Kommissar“, völlig anders als „Stahlnetz“, alle Fälle spielten ausschließlich in und um München und dauerte nur noch 60 Minuten. Danach erkannte die ARD, dass es ein schlimmer Fehler war dem Gegner das lukrative Krimi-Geschäft zu überlassen.

Der erste „Tatort“ hieß „Taxi nach Leipzig“ und wurde im Oktober 1970 ausgestrahlt und auch der 1000. „Tatort“ hieß „Taxi nach Leipzig“. Diese wurden alle in Farbe ausgestrahlt, was 1970 keine Selbstverständlichkeit war. „Tatort“ ist eine Fernseh-Reihe, nicht Serie, bei der man Charaktere aufbauen konnte und diese über einen langen Zeitraum hinweg weiter führt, erstmalig gab es unterschiedliche Ermittler-Teams an unterschiedlichen Orten, die immer mal wieder in einer Folge auftauchten und dies ist bis heute so.

Im modernen „Kieler Tatort“ spielt Axel Milberg, der 1956 in Kiel geboren wurde, Hauptkommissar Klaus Borowski erstmalig 2003 in Kiel. An Ihm sieht man, wie ein Charakter im „Tatort“ in den 14 Jahren weiter gezeichnet wurde. Bis 1978 waren ausschließlich Männer die Ermittler, die kein Privatleben, nicht einmal Vornahmen hatten, graue Gestalten in grauen Landschaften. Vor Borowski gab es bereits 4 „Kieler Tatort“-Folgen mit Kommissar Finke, wobei nur die Folge (1974) „Nachhorst“ wirklich in Kiel spielte. Ein tolles, sehr interessantes Zeitdokument, in dem man alte Stadt Kiel sieht. Es fuhr zum Beispiel die Straßenbahn durch die Stadt. Bis heute wurden 30 moderne „Kieler Tatorte“ ausgestrahlt, drei davon auf den Top 10 Listen der „Tatorte“. Der letzte wurde zur Kieler Woche „Borowski und das Fest des Norden“ gesendet.

Das Maritim Hotel Bellevue Kiel wurde 1972 gebaut, damals wurden in Kiel das zweite Mal olympische Segelwettbewerbe ausgerichtet. Im Maritim ist immer ein großer Teil der Crew des NDR untergebracht, wenn gedreht wird. Auch Axel Milberg und er wurde mal gefragt: „warum er immer in diesem nicht ganz so hübschen Hotelblock absteigt, wenn er in Kiel ist. Er sagte dafür gibt es drei Gründe:
1. Er hatte seine erste Freundin dahin immer zum Essen ausgeführt.
2. Wo in Kiel hat man aus einem Hotel eine bessere Sicht? Nämlich nirgends und er bewohnt nicht irgendein Zimmer, sondern die 505, es ist die Suite auf der Nord-Ost-Ecke mit der besten Sicht.
3. Wo in Deutschland hat man die Chance in einem Hotel zu wohnen und nicht nur außen den 70-ger Jahre Stil zu erleben.

Zum Charakter von Kommissar Borowski:

Er ist ein ganz komischer, schwieriger Charakter, allein wie er sich am Telefon meldet mit „ich höre“, es gibt Kommissar Borowski und dann eigentlich Garnichts mehr, ganz weit unter ihm kommen noch ein paar andere Personen, wobei das seine eigene Wahrnehmung ist. Er gilt als wortkarger, sturer Norddeutscher, dabei spielt man mit Klischees. Er ist ein hervorragender Kriminalist und er würde sich auch den Kriminalisten-Preis des Jahres aus großer Selbstüberzeugung selbst verleihen.


Foto: unsere „Suite 505, Maritim Hotel Bellevue Kiel – „Tatort”-Drehort für „Borowski und die Sterne“

Im Maritim Hotel Bellevue Kiel spielten weite Teile des 13. „Kieler Tatorts“ mit dem Titel „Borowski und die Sterne“. Allein der Titel entspricht dem Charakter von Borowski, es gibt nur einen Stern am Firmament und das ist er selbst. – Dabei wohnt im Maritim Hotel ein alternder Rockstar Uwe Dietrich, der wieder gut im Geschäft ist. Eine ehemalige Freundin und der ehemalige Gitarrist sind in einer fiskalen Schieflage und beschließen Uwe Dietrich zu kidnappen und zu erpressen. Dieser bewohnte unser Zimmer 505. Die beiden sind in seinem Zimmer und warten auf Uwe Dietrich, da will die Freundin das Ganze abblasen. Sie gehen noch einmal raus auf den Balkon und unterhalten sich und geraten in einen Streit. Im Streit stößt er sie von sich und die Frau stürzt über die Brüstung und bricht sich nach dem Sturz das Genick und stirbt. Klaus Borowski ermittelt in diesem Fall. Bei den Ermittlungen im Hotel „zerbricht er alles Porzellan, was man zerbrechen kann“ und er wird nicht mehr ernst genommen. Seine Assistentin Frida Jung geht under Cover als Frida Freut ins Hotel und ermittelt nun. Als er das erfährt, rast er wutentbrannt ins Hotel und findet Frau Jung im Hotel-Schwimmbad. Er stellt sich mit Straßenschuhen an den Beckenrand und fragt „na Frau Jung, was haben wir denn schon ermittelt, außer der Temperatur des Badewassers.“-

Hoteldirektor Joachim Ostertag verrät uns: „Unser Maritim Hotel Bellevue Kiel wird, aufgrund der tollen Lage in der Kieler Förde und der Einrichtungsüberbleibsel aus den 70er Jahren, auch für andere „Tatort“-Filmproduktionen und als Kulisse für Portrait- und Modephotographie genutzt“.

Stadtrundfahrt in Kiel

Kiel ist im Jahre 1231 auf einer Halbinsel der Kieler Förde gegründet wurden, es war die am schnellsten wachsende Großstadt vor dem 1. Weltkrieg. 1871 wurde Kiel zum Reichskriegshafen. Die Kieler Förde ist ein Seitenarm der Ostsee, mit Salzwasser gefüllt, wobei Förde das deutsche Wort für Fjord ist. Die Stadt hat ca. 248.000 Einwohner.

Kiel hat einen natürlichen Tiefwasser-Hafen, ist die einzige Großstadt, die direkt am Meer liegt und deshalb spielen auch sehr viele Szenen im „Tatort“ an der Kieler Förde. Die Wasserqualität ist hervorragend, so wie an der See-Badeanstalt Düsternbrook. Hier hat man zum Beispiel die Eingangsszene des 18. „Kieler Tatorts“, „Borowski und der coole Hund“ gedreht. – Dabei sitzt ein Pärchen da und der Mann will noch mal schnell ins Wasser, eh er in die Arbeit geht, er taucht nie wieder auf, weil er unter Wasser auf eine Bambusspießanlage aufgespießt wurde.-

Wir fahren vorbei am Marine Hafen, dem Tirpitzhafen, er ist nach Wilhelmshaven an der Nordsee der zweitgrößte Marinestützpunkt Deutschlands. Hier sind etwa 30 Schiffseinheiten stationiert.

Das Marinequartier ist in Deutschland einzigartig. Ein Stadtviertel, das um 1900 für die kaiserliche Marine gebaut wurde. Das Anschack Klinikum wurde 1907 eröffnet und war damals das modernste Hospital der Welt.

Kiel-Petrus-Kirche

Die Petrus Kirche ist die größte Kieler Kirche, eine reine ehemalige evangelische Garnisonskirche der kaiserlichen Marine. Sie ist die größte Backstein-Jugendstil-Kirche Deutschlands. In dieser einzigartigen Kirche hat der 5. „Kieler Tatort“, „Borowski in der Unterwelt“ gespielt. – Darin nimmt Pastor Benz einer Person, die in der Unterwelt Kiels wohnt, die Beichte ab, dieser erzählt, dass er Leichenteile in der Kanalisation findet und fein ordnet und aufschichtet. Wegen des Beichtgeheimnisses geht er mit einem Trick zur Polizei, er wäre der Täter….-

Gleich hinter der nächsten Straßenecke befindet sich die alte technische Marineschule von 1913. Diese ist seit dem 7. „Kieler Tatort“ das Kommissariat und hier hat Kommissar Borowski sein Büro.

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Das ehemalige Kieler Schloss hat mich etwas erstaunt, ich hatte immer das Schloss gesucht, doch der Block ist absolut nicht mit einem üblichen Schloss zu vergleichen. Hier ist die ehemalige Landbrücke der Kieler Förde gewesen und hier wurde Kiel 1231 gegründet. Diese Landbrücke hatte man mit einer Burg verschlossen, die durch ein Schoss ersetzt wurde. Das Schloss wurde im 2. Weltkrieg zerstört. 1960/61 wurde das Schloss wieder aufgebaut, jedoch nicht historisiert und deshalb sieht es heute so unscheinbar aus.

Weitere „Tatort“-Folgen wurden an der Hörnbrücke wie „Das Ende des Schweigens“ und „Macht der Angst“ gedreht. Die Hörnbrücke ist eine dreigliedrige Faltbrücke für Fußgänger über die Hörn im Hafen von Kiel.

Die Stadtrundfahrt bietet Ihnen spannende Hintergründe zu den „Tatort“-Folgen mit Hauptkommissar Klaus Borowski. Leichenpfund auf dem Fördedampfer, Verhöre am Tiessenkai, Verfolgungsjagden auf der Holtenauer Hochbrücke, Kriminalspannung ist das Programm und dabei auch mal ein paar andere Seiten von Kiel kennen zu lernen.

Minikreuzfahrt mit ColorLine Cruises

Color-Fantasy-der-ColorLine-Cruises

Nach unserer Stadtführung machten wir noch eine „Minikreuzfahrt“, leider haben wir die Kreuzfahrtfährschiff Color Fantasy der ColorLine Cruises nur besichtigt und sind nicht mit nach Oslo gefahren. Diese Kreuzfahrtfährschiffe fahren täglich nach Oslo und zurück in je 20 Stunden als Minikreuzfahrt. Die Mini-Kreuzfahrt mit der Color Fantasy oder Color Magic von Kiel – Oslo – Kiel dauert 2 Tage und 2 Nächte. In Oslo hat man einen 4-stündigen Aufenthalt Oslo und kann die Stadt auf eigene Faust erkunden oder Sie buchen eine Stadtrundfahrt “Oslo-Highlights” gleich hinzu.

Man muss eine Kabine buchen und kann dann alle Vorzüge einer Kreuzfahrt genießen. Wir waren beeindruckt. Die geräumigen Kabinen sind sehr geschmackvoll eingerichtet. Das Schiff bietet neben verschiedenen Restaurants, ein Theater mit Shows, ein Casino, einen Wellnessbereich und sogar ein Schwimmbad.
https://www.colorline.de/

Kiel-Schiffahrtsmuseum

Ich danke Maritim Hotel Bellevue Kiel, besonders Direktor Joachim Ostertag und Harriet Eversmeyer für die Unterstützung. www.maritim.de

Fotos Gabriele Wilms

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Gabriele Wilms
Über Gabriele Wilms 778 Artikel
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Tätigkeit als Reisejournalistin und Bloggerin. Ich bin Inhaberin des Reisemagazin Toureal und betreue es als verantwortliche Chefredakteurin. Gut ein Drittel des Jahres bin ich daher in den schönsten Hotels, Regionen Europas und weltweit für unser Reisemagazin unterwegs .

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